„Life and death are illusions. We are in a constant state of transformation.“ Alejandro Gonzalez Inarritu

Ein Aufblühen. Ein Erlöschen. Reife und Verwesung. – Kaum ein Sujet versinnbildlicht Vergänglichkeit treffender als ein Stillleben.

Formal angelehnt sind diese Arbeiten an die Bildästhetik der Malerei Alter Meister, wo das Stillhalten gleichsam auf eine Art „Verlebendigung“ von vermeintlich toten Motiven trifft: Das Helle, zum Teil Sattfarbige schält sich aus dem monochromen Dunkel heraus, seitlich einfallendes Licht moduliert die Oberflächen der Bildobjekte und Materialien, vereinzelt blinzeln Lichtreflexe verhalten hervor. Es ist ein haptisches Schauen, das sich beim Betrachten eines Stilllebens einstellt.

In den hier vorliegenden Arbeiten richtet sich der Fokus – anders als in der erwähnten klassischen Stilllebenmalerei mit ihrem Prunk – auf eher beiläufig arrangierte, einzelne Objekte. Diese Früchte der Erde präsentieren sich dem Betrachter nicht mehr in ihrer überreifen Pracht. Mit dem Prozess der Umwandlung des Reifestadiums in den Zerfall der Form beginnt sich auch der Wert der Frucht im menschlichen Auge zu verändern.

Die Serie „metamorphosis“ zeigt: Diese Transformation geschieht übergangslos. Glänzende Tomatenhaut überzieht zum Zeitpunkt des Betrachtens ein grau-pelziger Belag, auf dem weiße Schimmelfelder blühen; die graugrüne Oberfläche eines die Form verlierenden Muskatkürbis mutet wie Reptilienhaut an – und gibt in seinem Inneren das saftige Fruchtfleisch in grellem Orange preis. Zwei Äpfel der gleichen Sorte: Während der eine von Ringfäule befallen, zusammenschrumpft, gibt der andere sein Fruchtfleisch unzähligen Hautflüglern hin, die wie aus dem Nichts hervorgingen – und ebenso schnell verenden werden. Die Frucht erfährt ein vitales Nachleben. Aus „appetitlich“ erwächst bei uns Menschen Abscheu und Abkehr.

Zwischen der verführerischen Schönheit, die von den Genüssen und Freuden des Lebens ausgeht, und dem Verweis auf ihre Vergänglichkeit breitet sich die ganze Dimension des Motivs aus. Natur ist ein immerwährender Kreislauf von Werden und Blüte, von Vergehen und Tod – eine unaufhaltsame Metamorphose.

Diese Arbeit war nominiert für den Brandenburgischen Kunstpreis 2023

Im Januar erschien im Blog der Ostkreuzschule Berlin ein Beitrag zur Entstehung der Serie.

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