melancholie // oderbruch

zwischen den jahren ist es still am fluss

er selbst scheint aufgelöst in zahlenlosen nebeltropfen

erahnbar nur am horizont

wie fern? wie nah?

zwischen den jahren legt schnee sich in spuren reger landarbeit

die furchen zog und kreise

wippt tau an längst verblühten gräsern

zwischen den jahren harren baum, hecke und gesträuch wie skelettiert

so unbelaubt wie sie da stehen

entlockt der wind ein lied nur noch den wirren zweigen

zwischen den jahren reckt die heckenrose das rot der früchte hoch ins nebelgrau

erheben wilde gänse sich von gefrornen schwarzen äckern

zeugt ein storchennest von beachtlicher frequentierung

an wärmeren tagen vergangener jahre

die wir ersehnen

Diese Arbeit war nominiert für den Brandenburgischen Kunstpreis 2022